Autor: Roland Wernli
Ausgabe: 2 / 2009
Sektion/Seite: Portrait, Seiten 58-60
Originalartikel im PDF-Format
«Unternehmer sein und geniessen»
Als 19-Jähriger hat Manuel
Fröhlich in seiner Maturaarbeit den Aufbau eines
Cigarrenladens im Internet gerechnet und beschrieben. Heute,
sieben Jahre später, ist daraus ein veritables Geschäft mit
mehreren Standbeinen geworden.
Es gibt gewiss tausend Gründe, um ein Geschäft
aufzuziehen. Manuel Fröhlich, der bereits im zarten Alter von
19 in dieses Business einstieg, gibt einen an, den man auch
von vielen anderen hört: Er sei eben unternehmerisch
veranlagt. Warum gerade eine Cigarrenhandlung, wisse er
allerdings selber nicht mehr genau.
Aber dann wird er
richtig poetisch – im eigentlichen Sinn des
Wortes: «Als Teenager habe ich die
Buddenbrooks von Thomas Mann gelesen, und
die buddenbrooksche Kaufmannstradition hat
mir sehr imponiert – einmal abgesehen davon,
dass Mann ja den Niedergang dieser Tradition
beschreibt.»
In seiner eigenen
Familie gebe es eine Unternehmertradition
nicht, und auch das Cigarrenrauchen habe er
nicht zu Hause gelernt. «Vielleicht war es
auch hier Thomas Mann, der mich auf die Idee
gebracht hat, das Cigarrenrauchen
auszuprobieren – seine Liebeserklärung an
die Cigarre im ‹Zauberberg› ist ja bekannt.»
Sicher ist er, dass es
für Fröhlich Liebe auf den ersten Blick war,
denn er erinnert sich noch sehr gut an seine
erste Cigarre: «Eine wundervolle Romeo y
Julieta Churchill, ich habe den Duft heute
noch im Gedächtnis. Es hat mir sofort den
Ärmel hinein genommen.»
Danach kaufte er sich
ein paar Cigarrenbücher und «im jugendlichen
Übermut» gleich auch noch eine Kiste Bolivar
Belicosos Finos, und nicht überraschend
erinnert er sich auch daran, «dass es mir
und meinem besten Schulkameraden beim
Rauchen einige Male flau in der Magengegend
wurde.»
Er war zu dieser Zeit
Gymnasiast und stand kurz vor der Matura. So
beschloss er, seine frisch entdeckte
Leidenschaft mit der Unternehmens-Idee zu
kombinieren und realisierte dies in der Form
einer Maturaarbeit mit dem Titel «Premium-cigars.ch
– Dokumentation einer Geschäftsgründung».
Doch er beliess es
nicht bei der papierenen Praxis; das Projekt
beinhaltete das Schreiben eines
Businessplans, und parallel dazu die
Umsetzung in der Praxis, die er aus
Ersparnissen aus Schülerjobs finanzierte.
«Rückblickend», so sagt er heute, «wundere
ich mich selber ein bisschen über meine
damalige Entschlusskraft und Weitsicht: Ich
bin recht planmässig vorgegangen, habe mir
in einem ersten Schritt überlegt, womit ich
langfristig gerne arbeiten würde, und habe
mich dann sozusagen folgerichtig für den
Handel mit Luxus und Genussmitteln
entschieden. Als Firmenlogo habe ich unser
Familienwappen gewählt – vielleicht ein
Zeichen meiner ernsthaften Absichten.»
Nicht ganz überraschend
tauchten die ersten Probleme auf beim
Kontakt mit der realen Geschäftswelt: Der
Chef des Habanos-Importeurs Intertabak stand
seinen Internetplänen skeptisch gegenüber.
Deshalb suchte Fröhlich nach einer
alternativen Bezugsquelle; diese fand er bei
Andreas Stachl vom Fachgeschäft
La Corona in Rapperswil. Stachl erklärte
sich bereit, die physische Abwicklung der
Bestellungen zu übernehmen. Bei dieser
Zusammenarbeit ist es bis heute geblieben.
2001 startete er den
Shop. Anfänglich trafen die Bestellungen im
Wochentakt ein, heute beschäftigt
Premium-cigars.ch einen eigenen
Mitarbeiter, der jeden Tag die Bestellungen
verpackt. Denn der Laden ist seit dem Start
ansehnlich gewachsen, und deshalb wandelte
Fröhlich Ende 2005 die Einzelfirma in eine
GmbH um und holte sich zwei weitere Partner
ins Boot beziehungsweise ins Geschäft: den
Betriebswirtschafts-Studienkollegen Lorenz
H. Lüchinger und Markus A. Frey, Präsident
der Privatbank «Bank Frey» und Partner der
Zürcher Bahnhofstrassen-Anwaltskanzlei
Niederer Kraft & Frey. Ausserdem investierte
die Firma ins Wachstum und diversifizierte:
Ebenfalls Ende 2005 kam
Premium-kaffee.ch hinzu, ein Online-Shop
für Gourmet-Kaffee, und 2007 folgte
Premium-wein.ch. Diese beiden Sparten
machen heute zusammen etwa einen Drittel des
Umsatzes aus. Auf die Frage nach den
Geschäftszahlen antwortet Fröhlich
professionell zurückhaltend: «In den letzten
drei Jahren ist uns jeweils gelungen, den
Gesamtumsatz zu verdoppeln. Ich schätze,
dass wir mittlerweile etwa soviel Umsatz
machen wie ein kleines Tabaklädeli.»
Die Premium-Shops gibt
es nach wie vor nur im Internet, die Kunden
können Produkte aus verschiedenen Shops in
einem Paket bestellen. Bestellungen können
aber auch in den beiden La Corona-Filialen
in Rapperswil und Uster abgeholt werden –
ein Angebot, das rege genutzt wird.
Zum – offensichtlich
erfolgreichen – Geschäftsmodell gehört auch
die Zusammenarbeit mit La Corona. Fröhlich
bezeichnet sie als Glücksfall: «Wir hatten
von Anfang an beste Kontakte in die
Cigarrenwelt und konnten unsere Kunden immer
mit perfekter Qualität und Spezialitäten
beliefern.»
Der junge Mann, heute
26-jährig, scheint tatsächlich solide auf
dem Boden geblieben zu sein. Nach der Matura
studierte er in St. Gallen Wirtschaft, jetzt
steht er kurz vor dem Abschluss. «Während
des Studiums musste ich mir Gedanken machen,
wie es mit meinem kleinen Geschäft
weitergehen soll. Ich habe mich
entschlossen, den Verlockungen, welche die
Arbeitswelt einem HSG-Absolventen bietet, zu
widerstehen, und setzte alles auf die Karte
Selbständigkeit.»
Und er rannte auch
nicht blindlings los: «Am Anfang», gibt er
zu, «war die Frage natürlich: Kann ein
junger Mann glaubwürdig Cigarren verkaufen?
Ich stehe dazu, dass ich nicht ‹in einem
Tabakfeld› aufgewachsen bin. Dafür nehme ich
sozusagen treuhänderisch die Position meiner
Kunden ein, wenn ich eine Cigarre probiere
und schreibe auf, was ich erlebt habe.» Für
seine Bodenhaftung spricht auch, dass es
«für repräsentative Büros bisher noch nicht
gereicht» hat, er führt das Geschäft von
seiner Studentenwohnung aus.
Der Schwerpunkt des
Sortiments bei Premium-cigars.ch liegt auf
den Havannas des offiziellen Importeurs
Intertabak AG. «Die Havanna verkörpert
perfekt unsere Premium-Philosophie», sagt
Fröhlich. Im Laufe der Jahre wurde das
Sortiment um ausgewählte Cigarrenlinien
anderer Provenienzen ergänzt, etwa AVO, Zino
Platinum, Casa de Torres, Flor de Selva oder
Patoro. «Mir ist wichtig, dass Cigarren
Charakter haben, sich von anderen Linien
unterscheiden und dem Geniesser etwas
Besonderes bieten.» Exklusive Accessoires
von Anbietern wie S.T. Dupont oder Caran
d’Ache runden das Angebot ab.
Das Kaffeeangebot
enthält neben bekannten Marken wie Illycafé
und Amici vor allem Spezialitäten aus
Italien. Premium-kaffee.ch importiert
inzwischen eine ganze Reihe von Marken aus
Sizilien, Neapel, der Toskana oder Turin.
Die Weine von Premium-wein.ch stammen vor
allem aus Italien, Österreich und Portugal.
Es sind alles weniger bekannte
Liebhaberweine ohne grosse Namen, dafür mit
gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Für diese
beiden Sortimente hat Fröhlich jeweils
Spezialisten gewonnen, einerseits den
Sensoriker und ehemaligen Schweizer Meister
im Weindegustieren Eduard J. Graf und
anderseits die Kaffee-Spezialistin und
Schweizer Baristameisterin Anna Käppeli.
Um die Kunden zu
binden, produziert Fröhlich eine eigene
Zeitung, die «Premium-News», die er allen
Bestellungen beilegt. Und denkt auch immer
über Weiterentwicklungen nach; die neueste
ist der Spezialshop für die Cigarre Toscano,
der seit Mitte Mai unter
www.toscani.ch online ist.
Was erwartet Manuel
Fröhlich von der Zukunft? «Das Geschäft
entwickelt sich immer noch sehr schnell. Für
mich als Jungunternehmer ist die
Cigarrenbranche eine wunderbare kleine Welt,
in der man schnell die Chance erhält, auch
mit den wichtigen Akteuren zu arbeiten. Aber
am schönsten ist es natürlich, dass die
Produkte, mit denen ich arbeite, mir viel
Freude machen. Und dass ich machen darf, was
mir am besten gefällt: Unternehmer sein und
geniessen.»
Man glaubt es ihm auch
aufs Wort, wenn er sagt: «Es liegen noch
viele Ideen in der Schublade.»
Website von CIGAR:
www.cigar.ch
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